Pfälzer Wandermusikanten

Geschichte und gegenwärtige Rezeption

Kapelle aus Hefersweiler unterwegs im Jahre 1912. CC BY-NC-SA 4.0 Bild: IPGV, Sammlung Strauß.

Pfälzer Wandermusikanten – so lautete die Bezeichnung für Musizierende aus den westpfälzischen Dörfern im Umland von Kusel, die sich aufgrund nur geringen Einkommens in der Heimat seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu reisenden Kapellen zusammenschlossen, um in der Ferne ihr Geld zu verdienen. Monatelange Tourneen führten sie in die unterschiedlichsten Länder – nach England, in die USA, Brasilien, Russland oder China. Die bald als »German Bands« international bekannt gewordenen Kapellen zeichneten sich durch eine hohe musikalische Qualität aus. Manche der Musiker erlangten sogar einige Berühmtheit, beispielsweise Georg Drumm aus Erdesbach, der in den 1930er-Jahren in New York als Kapellmeister am Broadway tätig war. Mit den eingespielten Verdiensten gelang es den Wandermusikanten, ihre Familien in der pfälzischen Heimat finanziell zu unterstützen und zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region beizutragen. Bis heute leben etliche Nachkommen von Wandermusikantenfamilien in der Westpfalz, vor allem in den früheren Zentren Jettenbach oder Mackenbach. Ehemalige Musikantenhäuser prägen nach wie vor das Ortsbild der einstigen Musikantendörfer.

Kapelle Ulrich aus Kaulbach. CC BY-NC-SA 4.0 Bild: IPGV, Sammlung Strauß.

Die Wandermusikanten-Thematik erfährt seit einigen Jahren im Rahmen des TRAFO-Projekts ›Westpfälzer Musikantenland‹, durchgeführt von den Landkreisen Kaiserslautern und Kusel, eine besondere Beachtung. 2022 wurde ein Fachbeirat initiiert, in welchem auch das IPGV vertreten ist und der unter anderem die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas vorantreibt. Eine erste Fachtagung, die sich mit Aspekten zur Geschichte und gegenwärtigen Rezeption des Wandermusikantentums befasste, fand im November 2023 auf Burg Lichtenberg statt, die entsprechende Publikation ist in Vorbereitung. Eine zweite Tagung zum Thema der Wandermusikanten wird im September 2025 folgen. Als Veranstaltungsort ist erneut die Burg Lichtenberg vorgesehen. Genauere Informationen erhalten Sie im Vorfeld der Tagung auf unserer Homepage.

Pfälzer Musikanten aus Jettenbach unterwegs 1903 in Pittsburgh (USA). CC BY-NC-SA 4.0 Bild: IPGV, Sammlung Strauß.

Im Rahmen dieses neuen Forschungsschwerpunkts konnte das IPGV seine Bestände um die zwei bedeutenden Nachlässe von Emil Strauß aus Rodenbach (1921–1995) und Paul Engel aus Kusel (1932–2024) erweitern. Beide widmeten sich intensiv der Erforschung der Geschichte des Wandermusikantentums, waren jeweils wesentlich für die Entstehung der Musikantenmuseen in Mackenbach und auf Burg Lichtenberg verantwortlich und haben zudem beachtliche Privatsammlungen angelegt, unter anderem eine detaillierte Kartei mit Namen von Wandermusikanten sowie Tonbandaufnahmen von Interviews und Konzerten, Literatur, Konvolute von Fotos und zahlreichen Originaldokumenten. Diese Nachlässe können im IPGV nach Anmeldung von allen Interessierten für ihre Forschungsvorhaben genutzt werden.

Bearbeiterinnen und Kontakt: Dr. Sabine Klapp, Barbara Schmidt M.A.