Call for Papers: Die südpfälzische ›Mutterstadt der Freyheit‹. Die Gründung einer ›besondren Republick‹ in Bergzabern 1792/1793.
Einsendeschluss: 19. Januar 2025
Um die frühe Gründung einer Republik in der südlichen Pfalz im späten 18. Jahrhundert stärker in den Fokus der aktuellen wissenschaftlichen Forschung zu rücken, veranstaltet das Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, der Bezirksgruppe Bad Bergzabern des Historischen Vereins der Pfalz e.V. und dem Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum am 31. Oktober 2025 eine Tagung am Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern.
Aufgrund der Grenzlage waren die Ereignisse der Französischen Revolution in dem Gebiet der heutigen Pfalz und besonders in den südlich gelegenen Herrschaften Teil einer unmittelbaren Erfahrungswelt der Bevölkerung. Ausgangspunkt von Streitigkeiten mit der herrschaftlichen Obrigkeit waren ab 1789 zwar weitestgehend ›herkömmliche‹ Konflikte, wie beispielsweise die Waldnutzung oder die Höhe und Erhebungsart von Abgaben. Oberflächlich wurden diese Auseinandersetzungen schnell beigelegt. Da die Probleme nur dem Anschein nach gelöst waren, gärte es in der aufgebrachten Bevölkerung weiter. Die Zuspitzung der Französischen Revolution im Laufe des Jahres 1792 führte auch in den Gebieten des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zu einem erneuten Ausbruch der Konflikte.
Wenn auch die Nähe zum revolutionären Frankreich und gerade zum französischen Landau ein besonderer Faktor bei der Beeinflussung der lokalen Ereignisse und Diskurse darstellte, war das Aufstandsgeschehen im Süden der Pfalz eher eine intrinsisch motivierte Bewegung denn ein von außen, durch militärische Besatzung und ›Revolutionierung‹ initiierter Prozess. Als erster Ort wurde das Dorf Mühlhofen »von der unseeligen Freiheitsseuche«*
erfasst. Am 2. November erklärte es seine Unabhängigkeit von Zweibrücken und wählte eine Munizipalität. Kurz darauf folgte Bergzabern diesem Beispiel und entwickelte sich in den folgenden Wochen als aufständischer Zentralort zur südpfälzischen »Mutterstadt der Freyheit«.*
Insgesamt wollten 31 Gemeinden den Anschluss an die Französische Republik, was sie am 10. November 1792 in einer Note an den Nationalkonvent in Paris zum Ausdruck brachten.
Da eine Antwort aus Paris auf sich warten ließ und der Entschluss, sich von den vorherigen Herrschaften zu lösen, durch demonstrativen Ungehorsam verfestigt wurde, beschlossen im Januar 1793 die aufständischen Gemeinden den Zusammenschluss zu einer eigenen politischen Struktur, einer ›besondren Republick‹. Dieser stand ein Präsident vor und das politische Gremium wurde als ›Schweitzerischer Landtag‹ bezeichnet, der monatlich abwechselnd in Bergzabern, Klingenmünster und Billigheim tagen sollte. Am 15. März 1793 entschied sich der Nationalkonvent für eine Aufnahme der südpfälzischen Gemeinden in die Französische Republik. Sie wurden Teil des Distriktes Landau, wodurch die ›besondere Republick‹ ihren Zweck als Übergangsstruktur erfüllt hatte. Mit dem Rückzug der französischen Armee aus der Pfalz im September 1793 blieb das Linksrheinische jedoch weiterhin Schauplatz der militärischen Auseinandersetzung. Erst Ende 1794 fiel das linksrheinische Gebiet endgültig an Frankreich.
Die Tagung möchte die Ereignisse um die südpfälzische ›besondre Republick‹ stärker in den Fokus der aktuellen wissenschaftlichen Forschung rücken, die vor allem von der Mainzer Republik dominiert wird. Nicht nur im wissenschaftlichen Diskurs soll dadurch auch für eine allgemeinere Sichtbarkeit des Themas gesorgt werden.
Mögliche (erweiterbare) Themen und Fragestellungen können sein:
– Voraussetzungen und Auswirkungen der damaligen Ereignisse
– die synchrone wie diachrone Vergleichbarkeit mit ähnlichen Phänomenen
– ihre ideengeschichtliche Deutung und Einordnung bzw. definitorische Fragen, wie die Bezeichnung der republikanischen Struktur*
– Familiäre wie strukturelle Kontinuität(en) besonders hinsichtlich der regionalen wie überregionalen demokratiehistorischen Ereignisse (Hambacher Fest 1832; Aufstand von 1849 im Zuge der sog. Reichsverfassungskampagne)
– die pädagogisch-didaktische Aufbereitung der Thematik und deren Vermittlung im unterrichtlichen Kontext
Ihre Vorschläge für einen maximal 30-minütigen Vortrag schicken Sie bitte in einem Abstract (ca. 500 Wörter) und einem kurzen, aussagekräftigen CV bis zum 19. Januar 2025 per E-Mail an: m.laessig@institut.bv-pfalz.de. Die Benachrichtigung über eine Annahme des Vorschlags erhalten Sie bis zum 21. Februar 2025. Im Anschluss der Tagung ist eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge in Form eines Sammelbandes geplant.
Die Tagung findet am 31. Oktober 2025 am Alfred-Grosser-Schulzentrum in Bad Bergzabern statt. Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden.