Bräuche und Feste im Jahreslauf: Ostern

Der erste Teil unserer diesjährigen Reihe.

Veröffentlicht am 11. April 2025 Historisches Fundstück
Ostereier mit traditionellen Mustern: Bild: Theodor-Zink-Fotosammlung, Pfalzbibliothek Kaiserslautern. (AIIa021), https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71813597.

Ostereier färben, Osternester bestücken, Ostereier suchen… Diese und weitere Bräuche sind für viele Menschen untrennbar mit der Osterzeit verbunden. Als wichtigstes Kirchenfest wurde Ostern bereits in der Vergangenheit entsprechend von einem wahren »Brauch-Reigen« umrahmt.

Aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert sind einige Überlieferungen aus der Pfalz erhalten, in denen zeitgenössische Historiker, Heimatforscher und Autoren etwas über Bräuche niedergeschrieben haben, die teilweise auch heute noch bekannt sind. Die Eier- oder Speisenweihe, benedictio ovorum, ist seit dem Mittelalter belegt, zu Ostern war sie ein wichtiger Bestandteil der Messfeiern in den Kirchen. Die ersten schriftlichen Nachweise über den Osterhasen stehen tatsächlich in direkter Verbindung zur Pfalz: Ende des 17. Jahrhunderts verfasste der Heidelberger Arzt Johannes Richier eine Dissertation mit dem Titel Disputatione ordinaria disquirens de ovis paschalibus. Von Oster-Eyern,* welche den übermäßigen Konsum von Ostereiern behandelte, den manch einer mit schweren gesundheitlichen Einbußen bezahlen musste. Ebenso schrieb er darin, dass in der Pfalz, im Elsass und am Oberrhein »Kindern und Einfältigen« erzählt würde, dass der Hase für die Eierlieferung verantwortlich sei. Aus anderen Regionen weiß man, dass in Erzählungen neben dem Hasen auch gerne mal der Fuchs, der Hahn oder der Storch als Ostereierbringer bemüht wurden.

August Becker berichtet in seiner Landeskunde »Die Pfalz und die Pfälzer«, die 1858 erschienen ist, von pfälzischen Osterbräuchen, die ihm während seiner Studienreise durch die Pfalz begegnet sind:

Die Osterzeit ist so herangekommen. Vom Gründonnerstag an schweigen die Glocken der katholischen Kirche, die Buben ziehen mit hölzernen Klappern und Rätschen im Dorf herum und rufen in die Kirche. Dann kommen die Glocken wieder von Rom. Schon acht Tage vorher ließen die katholischen Kinder am Palmsonntag ihre Palmwische weihen. Nun träumen alle Kinder, wie sie dem Osterhas mit Blumen das schöne Nest bereiten. Ältere Buben, die Hang zum Geheimnisvollen haben, gehen in aller Frühe hinaus auf irgendeine Anhöhe, um die Sonne aufgehen zu sehen; denn in der Sonne sieht man am Ostermorgen das Osterlämmlein tanzen. Die mürben Kuchen, welche auf Ostern gebacken werden, heißen Ostermotzen.*

Der Heimatforscher und Gymnasiallehrer Lukas Grünenwald, geboren 1858 in Dernbach, gestorben 1937 in Speyer, hat sich zeit seines Lebens mit der Geschichte und Kultur seiner Heimatregion auseinandergesetzt. Von ihm stammt ein Pfälzischer Bauernkalender, der 1896 in den Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz veröffentlicht wurde, sowie eine volkskundliche Betrachtung des Kirchenjahres aus dem Jahr 1927. Darin beschreibt Grünenwald auch seine Erfahrungen und Beobachtungen zu Osterbräuchen.

Als Kind ging er beispielsweise früh am Ostermorgen auf den Orensberg und versuchte, bei der aufgehenden Sonne das Osterlamm am Himmel zu erblicken. Dies war ihm zwar nie vergönnt, aber er beschreibt die Sonnenaufgänge als die schönsten, die er je gesehen hatte.

 

Karte pfälzischer Migranten aus Pennsylvania (USA) mit bunten Vögeln als traditionellem Frühlingsmotiv. Sammlung IPGV.

Rechtzeitig vor Ostern fertigten die Kinder zudem ihr »Hasengärtel«. Laut Grünenwald war dies »ein mit Holzstäbchen umstecktes, rundes Hasennest mit breitem Eingang. Sein Boden und sein Zugang werden mit jungem grünem Gras und mit den ersten bunten Blumen bestreut. Davon frißt der Osterhas und ihre Farben geben dann auch den Ostereiern ihre bunten Farben. Die Mutter schaut natürlich auch jeden Tag nach dem Osterhas und erzählt ihren Kindern viel Schönes von ihm. Sie kocht abends heimlich die nötige Zahl frischer Hühnereier in grüner Halmfrucht und in rötlichen Zwiebelschalen, in Kaffeesatz und in Farbholz, oder sie hat gar fertige Farben gekauft, die sie behutsam aufstreicht, um den Osterhasen am Ostermorgen in das Hasengärtel und in nahe Blumenbüsche heimlich auch gesprenkelte, buntfarbige Ostereier legen zu lassen, zur Freude der Kinder.«*

Eier durften während der Fastenzeit bekanntlich nicht verzehrt werden, was die Hühner natürlich nicht davon abhielt, sie trotzdem zu legen. Das Färben wurde dementsprechend praktiziert, um ebensolche Eier zu kennzeichnen. Am Gründonnerstag und Karfreitag waren die Jungen allerdings damit beschäftigt, die an diesen beiden Tagen gelegten Eier mit Asche zu markieren. Diesen Eiern sprach man nämlich eine besondere Kraft zu, weswegen sie nicht gefärbt, sondern gesammelt und von »den Männern des Hauses mit gelb geröstetem Speck in der Pfanne gebacken und zum Zehnuhrbrot gegessen«* wurden, wie Lukas Grünenwald schreibt. Würde ein Karfreitagsei ausgebrütet, so glaubte man, schlüpfe ein Huhn, das jedes Jahr »ein anderes buntfarbiges Gefieder«* erhielt.

Die Schilderungen der Autoren erhalten noch etliche weitere Hinweise auf Bräuche, die in der Pfalz und auch anderen Regionen teilweise bis heute erhalten sind und nach wie vor die täglichen Handlungen der Menschen in der Osterzeit ergänzen und bereichern. 

Barbara Schmidt M. A.


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Feste Ostern Braeuche

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